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Insolvenz „iPhone unter den E-Bikes“: Was die Van-Moof-Pleite für die Kunden bedeutet

Vanmoof E-Bike S4
Das Vanmoof S4 sollte die Marke wieder auf Kurs bringen. Am einzigartigen Design der E-Bikes scheiterte das Start-up jedenfalls nicht
© PR
Der einstige Star am E-Bike-Himmel Van Moof ist insolvent. Wie das Unternehmen mitteilte, erklärte ein niederländisches Gericht die dortigen Gesellschaften für zahlungsunfähig. Van Moof ist dennoch um einen Neustart bemüht. In der Zwischenzeit meldet sich die Konkurrenz

Der Krimi um den bekannten Fahrradhersteller Van Moof ist vorerst zu Ende. Wie das Unternehmen am Dienstagmorgen offiziell mitteilte, erklärte die niederländische Justiz die drei Gesellschaften VanMoof Global Holding B.V., VanMoof B.V. und VanMoof Global Support B.V. für bankrott. Das Unternehmen ist damit insolvent. In einer E-Mail an die Mitarbeitenden, die „The Verge“ vorliegt, schreibt der Gründer: „In den letzten Wochen haben Ties und ich versucht, eine Zukunft für Van Moof zu finden. Wir bedauern sehr, Ihnen mitteilen zu müssen, dass dies trotz unserer Bemühungen nicht gelungen ist und wir Konkurs anmelden mussten.“

Auf Anfrage teilte Van Moof mit: „Zwei Verwalter wurden als Treuhänder eingesetzt. Die Treuhänder prüfen weiterhin die Situation von Van Moof und loten die Möglichkeiten eines Neustarts aus dem Konkurs durch den Verkauf von Vermögenswerten an einen Dritten aus, damit die Aktivitäten von Van Moof fortgesetzt werden können. Die Van-Moof-Gesellschaften außerhalb der Niederlande befinden sich nicht im Insolvenzverfahren.“ Außerdem heißt es: „Zu diesem Zeitpunkt wird es keine weiteren Kommentare geben.“

Es ist nicht die erste Schieflage, in die das Unternehmen gerät – nur ist es diesmal schlimmer. Bereits 2022 konnte eine Insolvenz nur knapp abgewendet werden, nachdem unterschiedliche Faktoren zu einem Zusammenbruch der Lieferkette führten, weshalb die Lieferzeiten immer weiter stiegen. Bestehende Investoren retteten Van Moof damals mit spontanen Finanzspritzen, wie man dem „Stern“ damals bestätigte.

Erst kürzlich sah es danach aus, als habe man bei Van Moof die Wende geschafft. Denn mit dem S4 stellte das Unternehmen ein frisches, recht gutes E-Bike für einen fairen Preis vor, welches die Einstiegskosten für ein neues Van Moof merklich senkte und die Marke einer größeren Zielgruppe zugänglich machen sollte. Die kurze Atempause hatte allerdings keinen Bestand.

Schon Tage vor der Bankrotterklärung begann Van Moof damit, die Niederlassungen des Unternehmens zu schließen. Dabei soll es sich um eine Maßnahme gehandelt haben, um „die Sicherheit der Kollegen in den Stores“ zu gewährleisten, berichtet das IT-Fachmagazin „Heise“. Es heißt, verärgerte Kunden hätten nach Bekanntwerden der Schwierigkeiten versucht, Fahrräder, die sich im Service befinden, außerplanmäßig aus den Werkstätten zu holen.

Dass es beim Service zu Problemen kam, erfuhr auch der „Stern“ in letzter Zeit vermehrt. Vereinzelt meldeten sich Kunden, deren Kommunikation mit dem Hersteller zuvor ins Stocken geraten war. Dabei ging es immer wieder um die Beschaffung einfachster Ersatzteile, die offenbar über den offiziellen Weg nicht zu bekommen waren.

Kunden sollten ihre digitalen Schlüssel in Sicherheit bringen

Sollten die Insolvenzverwalter nicht in der Lage sein, das Unternehmen zu retten, kommt noch ein anderes Problem auf Van Moof-Kunden zu – die Software. Denn sollten die Server, über welche die E-Bikes mit der App kommunizieren, abgeschaltet werden, droht ein drastischer Einschnitt bei der Funktionalität der Räder – von der Einstellung der Motorunterstützung bis hin zur Steuerung des Lichts. 

Um das zu verhindern, hat sich Van Moof-Konkurrent Cowboy eingeschaltet. Mit der sogenannten Bikey-App bietet Cowboy die Möglichkeit, den digitalen Schlüssel des Van Moof-E-Bikes auszulesen und für die Verwendung ohne Kontakt zu den Servern des Unternehmens zu speichern. Bisher gibt es die App allerdings nur für iPhones und nur für bestimmte Modelle. Cowboy verspricht, dass eine Software für Android bereits entwickelt werde und man daran arbeite, auch die Schlüssel der noch ausstehenden Modelle bald auslesen zu können.

Wer sich etwas besser mit Software auskennt, findet unter vanoof.grossartig.io eine weitere Lösung. Manche Browser stufen diese Webseite als gefährlich ein, dahinter stecken allerdings zwei deutsche Entwickler, die sich im Impressum deutlich zu erkennen geben.

Der Beitrag ist zuerst bei stern.de erschienen

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