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Streit um Parkplätze in Schwabing: Anwohner-Aufstand wegen Radweg-Ausbau in der Rheinstraße

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Umstrittene Pläne für die Rheinstraße: Von 117 Parkplätzen könnten nur noch 23 übrig bleiben.
Umstrittene Pläne für die Rheinstraße: Von 117 Parkplätzen könnten nur noch 23 übrig bleiben. © Markus Götzfried.

Weniger Parkplätze, dafür breitere Radwege: Die Rheinstraße in Schwabing soll zugunsten von Radlern umgebaut werden. Wie an anderen Orten auch gefällt das nicht allen Anliegern.

München – Jetzt gibt’s Stunk in Schwabing! Genauer gesagt in der Rheinstraße. Um was es geht? Um Parkplätze im Münchner Stadtteil. Noch stehen hier am Straßenrand – zwischen Bonner Platz und Leopoldstraße – Reihen von Autos dicht an dicht. Das soll sich ändern: Von bisher 117 Parkplätzen könnten nur noch 26 übrig bleiben. Dafür sollen unter anderem die Radwege breiter und 23 neue Bäume gepflanzt werden. So sieht der bevorzugte Umbauplan des Mobilitätsreferats aus, über den im Sommer im Mobilitätsausschuss entschieden werden soll. Doch es regt sich Widerstand – viele Anwohner fordern: „Lasst uns unsere Parkplätze!“

Ärger der Anwohner in Schwabing: Angst, bald nicht mehr genügend Parkplätze zu haben

Der Ärger – er zeigte sich vergangene Woche in einer Sitzung des Unterausschusses Mobilität im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann (BA 12), wo der Umbau großes Thema war. Die Stimmung sei „geladen“ gewesen, erinnert sich Ekkehard Pascoe (Grüne), der dem Unterausschuss vorsteht. Mehrere Gegner des Projekts waren vor Ort.

Einer davon ist der Münchner Unternehmer Walter Orterer, der eine Getränke-Filiale am Bonner Platz am Ende der Rheinstraße betreibt: „Es macht mich wütend, wenn Geschäfte auf diese Weise eingeengt werden.“ Seine Sorge: Kunden wie Senioren, die die schweren Getränkekisten nur im Auto transportieren können, würden keinen Parkplatz mehr in der Nähe finden. „Eine schlimme Situation“ wäre das für alle Betroffenen. Für ihn könnte das auch weniger Umsatz in seinem Laden bedeuten.

Ähnlich sauer ist Anwohner Armand Presser, der mit Mitstreitern gegen den Umbau vorgehen will: „Das Projekt geht an der Lebenswirklichkeit der Anwohner vorbei“, sagt er. Schon jetzt fehle es in der Altbau-Gegend an Parkplätzen, Tiefgaragen gebe es hier kaum.

Unternehmer Walter Orterer befürchtet, dass bald weniger Kunden bei ihm einkaufen.
Unternehmer Walter Orterer befürchtet, dass bald weniger Kunden bei ihm einkaufen.  © Markus Götzfried

Mobilitätsreferat verteidigt Pläne: Radwege müssten breiter werden

Das Mobilitätsreferat sieht das anders: Nach dem Umbau seien immer noch genügend Parkplätze in den anliegenden Straßen vorhanden, so eine Sprecherin. Außerdem sollen nicht alle Parkplätze in der Rheinstraße wegfallen – und Kurzparkzonen für Geschäfte seien ebenfalls denkbar. Im Gegensatz dazu entspräche die Breite der Radwege mit knapp 1,5 Meter ohne Sicherheitsstreifen nicht mehr den aktuellen Standards – das müsse sich ändern.

Pascoe unterstützt die Pläne. Grundsätzlich habe er zwar Verständnis für die Bedenken, doch er findet: „Die autogerechte Stadt soll es so nicht mehr geben.“ Autos hätten in den vergangenen Jahren „unanständig“ viel Platz bekommen, Radfahrer hingegen immer wieder bei politischen Entscheidungen zurückstecken müssen. Daran ändert sich gerade einiges in der Stadtpolitik – zum Unmut vieler Bürger, wie die Rheinstraße zeigt.

Für die Gegner zumindest noch einen Funken Hoffnung: Der Unterausschuss Mobilität im BA hat kleine Nachbesserungen formuliert, die kritischen Anliegern entgegenkommen sollen. Ob die Änderungswünsche berücksichtigt werden, entscheidet der Mobilitätsausschuss im Stadtrat.

Weil München wächst: Auch hier sollen Parkplätze in München verschwinden

Doch nicht nur in der Rheinstraße sollen Parkplätze verschwinden: Lange plante die Stadt den öffentlichen Raum hauptsächlich für Autos – doch das ist vorbei: Seit Ende 2020 sind in München 1105 Parkplätze umgewidmet worden, teilt das Mobilitätsreferat mit – und das allein in den Parklizenzgebieten. Im gesamten Stadtgebiet liegt die Zahl deutlich höher. „Wegen der stetig wachsenden Stadt, dem zunehmenden Verkehr und der zunehmenden Flächenkonkurrenz“ sowie des Klimawandels seien „autozentrische Ausrichtungen“ nicht mehr möglich, so das Referat. Im Koalitionsvertrag der grün-roten Regierung im Rathaus ist das Ziel verankert, jedes Jahr 500 Parkplätze umzuwidmen. Das zeigt sich auch in aktuellen Projekten.

Pilotprojekt in Giesing und Au: Temporär sollen Parkplätze gestrichen werden

Eine Auswahl: In einem Pilotprojekt erprobt die Stadt in der Au und in Giesing, wie autoreduzierte Viertel aussehen könnten. In Giesing wird die Landlstraße bis Oktober teils für Autos gesperrt, rund 30 Parkplätze fallen weg. Als Ausgleich für die Anwohner könnten hingegen rund 40 Parkplätze in der Umgebung, die bisher auch von Besuchern genutzt werden, zu reinen Anwohnerparkplätzen werden. Das Projekt bleibt umstritten, Anwohner sammelten Unterschriften dagegen. „Gerade ältere und eingeschränkte Personen werden weniger Freiheit erfahren“, kritisiert BA-Mitglied Carmen Muck (SPD), weil Parkplätze für ihre Autos fehlten.

In der Au sollen rund 80 Parkplätze temporär einem Raum für Begegnung, Spiel und Spaß weichen. Betroffen sind vor allem die Kolumbus- und Edlingerstraße. In Letzterer könnten 41 Parkplätze sogar dauerhaft wegfallen – dazu soll aber noch die Meinung der Bürger eingeholt werden.

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Auch wegen der Radschnellverbindung zwischen München und Markt Schwaben werden rund 900 Parkplätze verschwinden – das ist bereits beschossen. Am Gärtnerplatz könnte ebenfalls ein Kahlschlag bevorstehen: 48 Parkplätze sollen weg. Stattdessen sollen 170 Abstellanlagen für Radl sowie breitere Gehwege an den Kreuzungen entstehen. In der Boschetsrieder Straße (Obersendling) gibt’s richtig Zoff. Rund 160 Parkplätze könnten wegfallen. Ein Umbau im Zuge der Radl-Planungen kostet 17 Millionen für ein 1,3-Kilometer-Stück. Der Stadtrat hat das jüngst so beschlossen – gegen die Stimmen der CSU.

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