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Liebe Leserin, lieber Leser,

die Fahrradbranche hat keinen Grund, sich zu beklagen. Während der Handelsverband Deutschland (HDE) vor einem Laden-Sterben warnt und über alle Branchen 9.000 Einzelhandelsgeschäfte in Gefahr sieht, zeigen die aktuellen Zahlen für den Fahrradhandel eine gegenläufige Tendenz. So gab es zuletzt mehr Fahrradgeschäfte als zuvor, siehe Meldung 3. Auch die Wirtschaftsdaten des Zweirad-Industrie-Verbands, über die wir im letzten Newsletter berichteten, dokumentieren die solide Grundlage der Branche. Aber Achtung: Die starken Ausschläge der letzten Zeit, ausgelöst durch Corona und Waren-Versorgungsengpässe, wirken immer noch nach und schaffen auch Probleme. Aktuell sind die Lager überfüllt, was zu Verkaufsdruck führt. Um dies auszugleichen, wird in manchen Fabriken mit Kurzarbeit produziert. Vereinzelt gab es Insolvenzen. Einige Hersteller haben ihre Preise gesenkt oder bieten lange Zahlungsziele bei 0%-Zinsen trotz der gegenwärtigen Inflation.

Des einen Leid, des anderen Freud: Wer in diesen Wochen ein neues Fahrrad kaufen möchte, findet wieder die volle Auswahl bei soliden Preisen. Diese günstige Situation sollten Verbraucher*innen jetzt nutzen, denn sie wird nicht ewig andauern. Wer die Wirtschaftszyklen kennt, weiß, wie flüchtig solche Momente sind. Denn insgesamt sind die Perspektiven fürs Fahrrad sehr positiv. So zeigt der aktuelle ADFC-Fahrradklimatest (Meldung 1) trotz negativem Gesamttrend eine leichte Verbesserung des Fahrradklimas in den Großstädten. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass es nun doch endlich mit der Verkehrswende ein Stück voran geht – jedenfalls da, wo sich die Kommunen fürs Rad ins Zeug legen.

In diesem Sinne, bleiben wir hoffnungsfroh,

Ihr
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Albert Herresthal
Informationsdienst Fahrradwirtschaft
Die Themen dieser Ausgabe:
  1. ADFC-Erhebung mit 245.000 Teilnehmenden: Fahrradklima verschlechtert sich weiter
  2. Streit um Fahrrad-Leasing: Schlagabtausch auf offener Bühne
  3. Destatis veröffentlicht Daten: Überraschende Trendwende im Fahrrad-Einzelhandel
  4. Unsere europäischen Nachbarn: Österreich mit Aufwärtstrend
  5. Aktuelle Pedelec-Trends: Gegenbewegung zum E-Bike-SUV
  6. IFW exklusiv: 3 Fragen an ... Burkhard Stork
  7. Kurzmeldungen
  8. Termine
Fahrradklimatest 2022

ADFC-Erhebung mit 245.000 Teilnehmenden:
Fahrradklima verschlechtert sich weiter

Die Ergebnisse des neuen Fahrradklimatests waren mit Spannung erwartet worden – am 24. April präsentierten Bundesverkehrsminister Volker Wissing und die ADFC-Geschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider in Berlin die Zahlen. Danach haben sich die Rahmenbedingungen für den Radverkehr aus Sicht der Radfahrenden in Deutschland im letzten Jahr insgesamt weiter verschlechtert. Der Durchschnittswert als Schulnote liegt nun bei 3,96 (2020: 3,93). Doch es gibt auch positive Tendenzen. So zeigt sich in den Städten mit mehr als 500.000 Einwohner*innen ein leichter Aufwärtstrend.

Bremen, Frankfurt und Hannover sind mit einer Gesamtnote von 3,6 die Top-3-Großstädte in Deutschland. Bei den Städten zwischen 200.000 und 500.000 Einwohner*innen liegt Münster mit 3,0 vor Karlsruhe und Freiburg, beide 3,1. Beste „Aufholer“ mit einer deutlichen Steigerung zur letzten Erhebung vor zwei Jahren sind Bad Honnef (+0,9), Neuenkirchen (+0,5), Bonn und Koblenz (je +0,4).

Durch eine Zusatzfrage wurde erhoben, welche Aspekte den Radfahrenden in Deutschland besonders wichtig und welche weniger wichtig sind. Dabei zeigte sich, dass fünf Themen für die Befragten besonders große Bedeutung haben (rund 90% Nennung): Die Akzeptanz von Radfahrer*innen als Verkehrsteilnehmer*innen, das Sicherheitsgefühl, die Konfliktfreiheit von Radfahrenden mit dem Autoverkehr, die Hindernisfreiheit und die Breite von Radwegen. Dagegen werden von den Befragten öffentliche Leihfahrräder als am unwichtigsten empfunden (nur rund 40% Nennungen).

Fahrradklimatest 2022: Alle Ergebnisse im Überblick

E-Bike Leasing





Streit um Fahrrad-Leasing:
Schlagabtausch auf offener Bühne

Interessenkonflikte zwischen Handelspartnern sind in der Wirtschaft normal und werden in der Regel allenfalls branchenintern diskutiert. Daher ist es ein ungewöhnlicher Vorgang, dass die aktuelle Auseinandersetzung zwischen dem Markführer der Fahrradleasing-Gesellschaften und dem Fachhandel nun an die Öffentlichkeit drang. Nachdem die ARD-Tagesschau über neue Provisionsvorgaben des Leasing-Marktführers Jobrad (Freiburg) und den Widerstand aus der Fachhändlerschaft berichtet hatte, fand das Thema auch in zahlreichen anderen Medien Widerhall.
 
Grundsätzlich bleibt das Dienstrad-Leasing durch seine steuerlichen Vorteile für Arbeitnehmer*innen auch künftig finanziell attraktiv. Rund jedes zweite Fahrrad oder E-Bike in Deutschland wird bereits geleast, darunter sind viele besonders hochwertige Räder. Das Marktvolumen wird auf etwa 4 Milliarden Euro geschätzt, wobei das Leasing auch Dienstleistungen über die Bereitstellung eines Fahrrads hinaus enthält (Servicepaket, Versicherungen). Der aktuelle Streit kam auf, weil Marktführer Jobrad den Händlern seit 1.4. dieses Jahres teilweise schlechtere Konditionen abverlangt – alternativ eine Vertragskündigung erfolgt. Sowohl die finanziellen Nachteile als auch die Art und Weise der Kommunikation kamen im Fahrrad-Fachhandel mehrheitlich gar nicht gut an.

Zwar ist Jobrad nicht der alleinige Anbieter des Fahrradleasings, aber ein Pionier mit erheblicher Marktbedeutung. Zuletzt stieg Jobrad durch die Übernahme der Firma Mylo auch in das Fahrrad-Abo-Geschäft ein. Es ist für die Fachhändler wirtschaftlich schwierig, mit Jobrad zu brechen. Der offene Streit kann nun dazu führen, den Wettbewerb unter den Leasinggesellschaften zu erhöhen und anderen Anbietern größere Chancen zu geben. Auf diese Weise würden Fachhändler und Verbraucher in gleicher Weise profitieren.

Zum E-Bike Leasing Vergleich 2023

Fahrrad-Einzelhandel

Destatis veröffentlicht Daten:
Überraschende Trendwende im Fahrrad-Einzelhandel

Es schien wie ein ungeschriebenes Gesetz: Trotz insgesamt steigender Umsätze gab es in Deutschland jedes Jahr insgesamt weniger Fahrrad-Einzelhändler – der klassische Konzentrationsprozess. Nach den neuesten Zahlen aus der Umsatzsteuerstatistik für das Jahr 2021 ist dieser Trend nun gebrochen: Mit 5.182 stationären Fahrrad-Einzelhandelsgeschäften gab es nun 57 Geschäfte mehr als im Jahr zuvor. Zudem konnte sich die Branche über einen neuen Umsatzrekord von mehr als 7 Milliarden Euro freuen. Dies ist eine Verdoppelung binnen fünf Jahren (2016: knapp 3,5 Mrd. Euro).

Erstaunliche Unterschiede waren zwischen den durchschnittlichen Umsätzen der Fahrradgeschäfte in verschiedenen Bundesländern festzustellen. Die umsatzstärksten gab es mit Abstand in Rheinland-Pfalz (3,45 Mio. Euro). Dagegen sind die Betriebe im benachbarten NRW mit 1,54 Mio. Euro deutlich kleiner. Ein durchschnittlicher Fahrradladen in Baden-Württemberg erzielte 2021 nur 1,27 Mio. Euro Umsatz.

Besonders interessant ist bei den jährlichen Zahlen dieser Statistik jeweils die Differenzierung der Geschäfte in Größenklassen. 2021 gab es bei einer Anzahl von 1.168 Kleinstgeschäften (Jahresumsatz unter 100.000 Euro) einen Zuwachs von rund 9%. Sonst hat es hier Jahr für Jahr Rückgänge gegeben. Zudem fällt auf, dass die Anzahl der besonders umsatzstarken Fahrradgeschäfte oberhalb von 25 Mio. Euro nicht mehr so stark zunimmt wie in den Jahren zuvor. Teilweise gab es hier sogar Umsatzrückgänge. Drei Viertel aller Shops sind klein bis mittelgroß (bis zu 1 Mio. Euro Jahresumsatz). Das maßgebliche Geschäft macht allerdings das letzte Viertel mit den größten Unternehmen. Diese erreichen rund 85% des gesamten Branchenumsatzes. 

Eine große Anzahl von Fahrradgeschäften ist eine wichtige Voraussetzung für eine gute Nahversorgung der Bürger*innen mit Fahrradprodukten und -services – und damit ebenfalls wichtig für das Gelingen der Verkehrswende. Ob der jetzt festgestellte, leichte Aufwärtstrend von Dauer sein wird, wird sich zeigen. Immerhin war das Vorjahr 2021 noch stark von Corona und Lieferengpässen gekennzeichnet.
Fahrradbranche Österreich





Unsere europäischen Nachbarn:
Österreich mit Aufwärtstrend

In Österreich wurden kürzlich aktuelle Marktzahlen für 2022 veröffentlicht. Danach gingen dort mehr als 500.000 Fahrräder und E-Bikes in den Handel (+3,2% im Vergleich zum Vorjahr). Der Umsatz stieg sogar um satte 35,6%, u.a. weil immer mehr höherwertige Fahrräder und E-Bikes verkauft wurden. Ein E-Bike kostete für Verbraucher*innen durchschnittlich 4.203 Euro. Rund 49% aller verkauften Fahrräder/E-Bikes waren Pedelecs - ein ähnlicher Wert wie in Deutschland (48%). Ihr Umsatzanteil lag bei 74%.

Ein dynamisches Wachstum – wenn auch auf gegenwärtig noch niedrigem Niveau – zeigen E-Cargo-Bikes (Verdoppelung) und auch Falträder (plus 63%). Dazu dürften unter anderem staatliche Kaufprämien für Transporträder beigetragen haben. Falträder werden künftig noch stäker profitieren, denn sie werden seit März 2023 in Verbindung mit einem ÖPNV-Jahresticket finanziell gefördert. 

Die deutsche und die österreichische Fahrradwirtschaft sind eng miteinander verbunden. So gehen 13% aller deutschen E-Bike-Exporte und 12% der Fahrradexporte nach Österreich. Zugleich stammen 7% aller deutschen Fahrrad- und E-Bike-Importe aus der Alpenrepublik. Bekannte Marken aus Österreich sind KTM, Simplon und die Kinderradmarke Woom. Weitere Infos
Specialized Germany GmbH

Aktuelle Pedelec-Trends:
Gegenbewegung zum E-Bike-SUV

Der E-Bike-Markt differenziert sich weiter aus. In den letzten 10 Jahren stand das Wort „Mehr“ im Mittelpunkt der Entwicklungen. Mehr Leistung, mehr Akku-Reichweite, mehr Funktionen – und damit verbunden auch: immer mehr Gewicht. Nichtmotorisierte Trekking- und City-Räder in Vollausstattung wiegen 13-16 kg, aktuelle Pedelecs hingegen um die 25 kg oder mehr. Was dabei verloren ging, ist das klassische Fahrradgefühl, die Leichtigkeit. Das merkt man spätestens, wenn der Akku mal leer ist und man das schwere Gerät selbst durch Treten in Bewegung halten muss. Und spätestens seit der Rahmenintegration der Akkus ins Unterrohr ähneln diese Räder vom Design her mehr einem klobigen SUV als einem filigranen Fahrrad.

Dieser Trend des „immer mehr“ scheint aktuell auf seinem Höhepunkt angelangt, die weiteren Entwicklungen sind mehr elektronischer Art (Konnektivität) und werden das Gesamtgewicht der Fahrzeuge nicht weiter erhöhen. Doch zu jedem Trend entstehen Gegentrends – so auch hier, wenn auch erst in Ansätzen auf dem Fahrradmarkt sichtbar: Leichte E-Bikes sind auf dem Vormarsch. Sie wiegen trotz verkehrstauglicher Vollausstattung nur noch 16-18 kg, fahren sich wieder mehr wie Fahrräder und sehen auch danach aus. Die meisten davon arbeiten mit einem Nabenmotor im Hinterrad, haben kleinere, integrierte Akkus und eine reduzierte Motorleistung. Displays am Lenker werden teilweise komplett eingespart oder ins Oberrohr integriert.

Für die E-Bike-Hersteller ergeben sich durch den neuen Trend wieder mehr Möglichkeiten für Eigenentwicklungen, mit denen sie sich vom Wettbewerb abheben können. Und für die Fahrradbranche bietet sich die Chance, ein Stück weit zur DNA des Fahrrads als Leichtfahrzeug zurückzukehren und diesem einen neuen Kreativitätsschub zu verpassen. Hierbei können alle Fahrradgattungen und die Verbraucher*innen nur gewinnen.

Informationsdienst Fahrradwirtschaft exklusiv:

3 Fragen an ...

Burkhard Stork (ZIV)
Burkhard Stork, Geschäftsführer / CEO Zweirad-Industrie-Verband (ZIV)
IFW: Fahrräder und E-Bikes sind so populär wie nie, der Branche geht es gut, sie ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Welche Baustellen bleiben da noch für die deutsche Fahrradindustrie?

BS:
Die Fahrradbranche hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Wohl kaum eine andere Industrie hat sich, ohne Subventionen und rein marktgetrieben, so umfassend erneuert – fast neu erfunden. Aber trotz der enormen Erfolge: Drauf ausruhen können wir uns nicht. Aktuell haben wir zu viel Ware im Markt und müssen auf „zwei Wochen Sonnenschein“ warten. In entwickelteren Fahrradkulturen ist die Nachfrage da viel weniger saisonabhängig. Ein anderes Thema bei dem wir als Branche weiterkommen müssen, ist die Nachhaltigkeit. Niemand kann sich drauf ausruhen, dass die Nutzung des Produktes nachhaltig ist – die Herstellung muss das auch sein. Und ein Thema das mir in diesen Tagen besonders am Herzen liegt: Wir müssen uns tatsächlich als „Industry“ begreifen, als Branche und Wirtschaftszweig mit großer Bedeutung und mit klaren Erwartungen an die Politik.

IFW: Die Verkehrswende ist in aller Munde – kommt aber nicht so recht voran. Das Fahrrad könnte eine zentrale Rolle dabei spielen, die rechtliche, steuerliche und bauliche Infrastruktur hinkt aber hinterher. Welche Strategie verfolgt der Zweirad-Industrie-Verband, auf die Politik einzuwirken? Wo gibt es aus Ihrer Sicht den größten Handlungsbedarf?

BS: Tatsächlich haben wir eine Phase erlebt, in der der Eindruck entstehen konnte, dass die „Verkehrswende“ unmittelbar bevorsteht. Aber im Moment spüren wir sehr deutlichen Gegenwind. Ich habe zuletzt enorm viel Angst vor jeglicher Veränderung gespürt – am meisten übrigens bei der Partei, die mal „German Mut statt German Angst“ gefordert hatte. Dabei lautet die Botschaft doch: Mehr Fahrrad ist kein Verlust, sondern ein enormer Gewinn! Für Menschen, für Städte und Gemeinden, für Gesundheit und Lebensqualität. 
Ich habe noch nie jemanden getroffen, der nach der Aufwertung von Straßen mit Radwegen oder der Umgestaltung von Parkplätzen zu Begegnungsflächen den alten Zustand wiederhaben wollte. Ich kenne niemanden in den Niederlanden, der zurück zu den auto-zerfahrenen Städten der 70er Jahre will. Zwei Drittel aller Alltagswege in Stadt und Land lassen sich mit dem Fahrrad oder dem E-Bike problemlos bewältigen – da ist doch das Reden von Flugtaxis oder Autobahnausbau für innerstädtische Verkehrsprobleme wirklich grotesk.

IFW: Die Branche ist sehr innovativ, die Vielfalt ist stark gewachsen, die Produkte sind immer besser und sicherer geworden. Das weckt weitere Erwartungen. Wo sehen Sie die deutsche Fahrradindustrie in zehn Jahren?

BS: Industrien werden immer weniger als alleinstehend begriffen, sondern immer mehr als „Ecosystem“. Der ZIV hat diese Vorstellung aufgegriffen und macht deutlich, dass er das gesamte Ecosystem Fahrrad/E-Bike vertritt. In zehn Jahren wird dies viel enger mit anderen Ecosystemen der Mobilität verknüpft sein als heute. Das gilt für die Fahrzeuge, aber auch weit darüber hinaus. Wenn das Abstellen des Fahrrads Teil des ÖPNV-Tickets ist, die entsprechende App mir meldet, ob nach Ankunft am Bahnhof auch ein Platz für mich da ist, diesen reserviert, und mein Rad dann über eine Verknüpfung mit der Abstellanlage vor Diebstahl gesichert ist – dann wird deutlich, dass da mehr Player beteiligt sind als heute. Doch auch in zehn und 100 Jahren werden Menschen aufs Fahrrad steigen und einfach Spaß haben an dieser großartigen Fortbewegung! Und wir werden diese Fahrzeuge und ihre Komponenten bauen!

Kurzmeldungen

Prof. Dr. Andreas Knie
Kopf des Monats
Der Mobilitätsexperte Prof. Dr. Andreas Knie, Politikwissenschaftler am Wissenschaftszentrum für Sozialforschung in Berlin (WZB), ist für sein offenes Wort bekannt. So äußert er sich auch im Exklusiv-Interview mit dem Informationsdienst Fahrradwirtschaft (IFW) deutlich. Die Absicht der Bundesregierung, die Sektorenziele aufzuweichen, nennt er eine „Insolvenzanmeldung“. Infolgedessen erwartet er eine Radikalisierung des außerparlamentarischen Widerstands gegen die aktuelle Klimapolitik. Die Fahrradwirtschaft mahnt er zu mehr Engagement in der Lobbyarbeit.
EN-Logo
EU-Lastenradnorm kommt
Eine gemeinsame europäische Lastenradnorm ist auf dem Weg. Eine deutsche Lastenradnorm gab es bereits seit 2013. Die EN17860 soll nun aber die europäische Entwicklung auf eine einheitliche Grundlage stellen. Die neue Norm wird nun auch schwere Lastenräder und schwere Anhänger umfassen. Zur Arbeitsgruppe gehören u.a. europäische Cargo-Bike Hersteller, Prüfinstitute, Universitäten und Verbände der Fahrradbranche. Am 22.6. gibt es im Rahmen der Eurobike in Frankfurt eine Informationsveranstaltung zum aktuellen Stand.
Mit dem E-Bike unterwegs
E-Bike fahren gesünder als gedacht
Dass Fahrrad fahren gesund ist, leuchtet allen ein, aber wie steht es um das E-Bike fahren, bei dem man sich ja weniger anstrengt? Eine wissenschaftliche Studie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) kommt jetzt zu dem Ergebnis, dass auch das Pedelec-Fahren das Herzinfarktrisiko erheblich senkt. Insgesamt reduzieren die Elektroradfahrenden bei einer wöchentlichen Aktivität von 135 Minuten ihr Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, um über 40 Prozent. Auch das Risiko einer Krebs- oder Diabeteserkrankung sinke mit zunehmender Aktivität.
HDE-Konsumbarometer
Konsumbarometer zeigt nach oben
Nach seinem Tiefpunkt im November 2022, als nur 84% des Normalniveaus erreicht wurden, hat sich das allgemeine Konsumklima in Deutschland nun wieder nachhaltig erholt und erreichte im März 2023 knapp 94%. Dazu dürften die deutlichen Lohnerhöhungen, die in den letzten Wochen verhandelt wurden, ebenso beigetragen haben wie die leicht rückläufige Inflationsrate. Reale Kaufkraftverluste für breite Schichten der Bevölkerung bleiben dennoch Realität, aber die Stimmung steigt weiter.
BMDV Fahrradfreundlicher Arbeitgeber
BMDV ist Fahrradfreundlicher Arbeitgeber
Als erstes Bundesministerium überhaupt hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) das Zertifikat „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ in Gold des ADFC erhalten. Das BMDV bietet seinen 1.600 Mitarbeitenden an den Standorten Berlin und Bonn insbesondere Pendler*innen mit dem Fahrrad eine hervorragende Fahrrad-Infrastruktur, stellt Dienst- und Lastenfahrräder zur Verfügung, richtet Fahrsicherheitstrainings aus und beteiligt sich jedes Jahr an der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“.
Zahl des Monats
Zahl des Monats
Nur 13% der Fahrradindustrie-Unternehmen und 15% der Fahrradhändler sind „zufrieden mit der Förderung des Radverkehrs durch die Bundesregierung“. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Branchenmagazins SAZbike. Damit sieht eine deutliche Mehrheit des Führungspersonals aus der Fahrradwirtschaft hier einen wesentlichen Verbesserungsbedarf seitens der Ampel-Regierung.
Bild des Monats
Bild des Monats: Die Verkehrswende braucht auch einen Kulturwandel, wenn sie ein integrierter Teil gesellschaftlicher Werte und Normen werden soll. Für die Kirchengemeinde Forlitz-Blaukirchen trägt das Fahrrad mit zur „Bewahrung der Schöpfung“ bei. Deshalb – und weil die Kirche an mehreren touristischen Radwegen liegt – wurde sie offiziell zur „Radwegekirche“. Zum Saisonauftakt gab es dort einen gut besuchten Fahrrad-Gottesdienst. 

Termine

  • Die internationale VeloCity Konferenz gastiert in diesem Jahr vom 9.-12. Mai in Leipzig. Erwartet werden 1.400 Teilnehmende aus über 60 Ländern.

  • Die E BIKE DAYS auf dem Olympiagelände in München öffnen vom 19.-21. Mai ihre Tore. Bei freiem Eintritt können jede Menge E-Bikes und Komponenten in Augenschein und ausprobiert werden.

  • Unter dem Motto „Mobilität neu denken“ findet vom 24.-26. Mai in Köln die polisMobility statt – eine Messe mit integrierter Fachkonferenz.

  • Parallel zur Messe in Köln sind im Congress-Centrum Ost zwei weitere Konferenzen vorgesehen: Die Cargo Bike Sharing Europe am 24. Mai und der AGFS-Kongress am 25. Mai.

  • Sitzungswochen des Deutschen Bundestags finden vom 8.-12. sowie vom 22.-26. Mai statt. Die nächsten Sitzungen des Bundesrats sind am 12. Mai und 16. Juni 2023. 

  • Der nächste Newsletter Fahrradwirtschaft Insight erscheint rechtzeitig vor der Eurobike Messe, und zwar am 8. Juni.

Team Fahrradwirtschaft Insight

Team Fahrradwirtschaft Insight
Herausgeber des Newsletters ist Albert Herresthal. Durch seine langjährige Tätigkeit als Geschäftsführer des Verbund Service und Fahrrad (VSF e.V.) ist er mit den relevanten Köpfen aus Politik, Verwaltung und Fahrradwirtschaft bestens verbunden. Er ist für das Konzept und die inhaltliche Ausgestaltung verantwortlich.

Auch Hendrikje Lučić (Mitte) verfügt über langjährige Erfahrung in der politischen Arbeit, so war sie Leiterin des VSF-Hauptstadtbüros. Seit 2021 verantwortet sie die Politische Interessenvertretung beim Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie (BSI). Sie ist für die inhaltliche und strategische Ausgestaltung des Newsletters mitverantwortlich.

Anne Kreidel ist Fundraiserin und hat lange im Marketing und in der Öffentlichkeitsarbeit gearbeitet. Sie ist in Unternehmen, in Kultur- und Umweltorganisationen tätig, war u.a. bei Changing Cities. Im Team Fahrradwirtschaft Insight übernimmt sie die Umsetzung und den Versand des Newsletters.
Fotonachweise in der abgebildeten Reihenfolge: 1. ADFC / April Agentur, 2. pd-f / Ortlieb, 3. Unsplash / Waldemar, 4. Pexels / Alesia Kozik, 5. Specialized Germany GmbH, 6. ZIV, 7. Andreas Knie, 8. Website cargobike jetzt, 9. pd-f / Florian Schuh, 10. Unsplash / Possessed Photography, 11. HDE (Detail), 12. ADFC / Andreas Bittner, 13. IFW / Herresthal, 14. Teamfoto: Antonia Richter
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