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Liebe Leserin, lieber Leser,

in diesen Wochen sind viele Augen auf Frankfurt gerichtet: Dort steht nun zum zweiten Mal die globale Leitmesse der Fahrrad- und E-Bike-Wirtschaft, die „Eurobike“ an. Nachdem die Messe rund dreißig Jahre in Friedrichshafen stattfand, zeigte der letztjährige Umzug nach Frankfurt sogleich, welches Potenzial in der zentralen Lage und dem riesigen Messegelände für eine Branche steckt, die einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Verkehrswende in Deutschland beitragen kann.

Das Besondere an der Eurobike 2023 besteht darin, dass es gelungen ist, ganz verschiedene Aspekte des Fahrrads an einem Ort zu konzentrieren. Über das Geschäftliche einer Business-Messe hinaus spielt auch die Radverkehrsentwicklung und -planung in Frankfurt eine wichtige Rolle. So sind der Bund und auch das Land Hessen mit dem Nationalen Radverkehrskongress an die Eurobike zeitlich angedockt. Begegnungen zwischen Politik, Umsetzungsebene und Wirtschaft sind hierzulande ebenso selten wie wichtig für das gegenseitige Verständnis und eine bessere Zusammenarbeit.

Für Dialog und Austausch bieten sich also viele Möglichkeiten auf der Eurobike in Frankfurt. Die Fahrradbranche hat die Chance zu zeigen, welchen Beitrag zur Verkehrswende sie konkret bieten kann – und für ihre Produkte und Konzepte zu begeistern. Die für den Mobilitätswandel so notwendigen Verbesserungen der Infrastruktur müssen allerdings von den politischen Entscheider*innen gewollt sein und rasch umgesetzt werden – zum Schutz des Klimas und für lebenswertere Städte und Dörfer, zum Wohle der Allgemeinheit.

Herzliche Grüße

Ihr
unterschrift_ah
Albert Herresthal
Informationsdienst Fahrradwirtschaft
Die Themen dieser Ausgabe:
  1. Frankfurt wird Fahrrad-Mekka: Eurobike mit breitem Programm
  2. Politik trifft Wirtschaft: Nationaler Radverkehrskongress in Frankfurt
  3. Weltweiter E-Bike-Markt: Bis 2030 Verdoppelung der Umsätze erwartet
  4. Jobmotor Fahrradhandel: Rekordverdächtige Aussichten
  5. Unsere europäischen Nachbarn: Schweiz in Konsolidierungsphase
  6. Fachmesse und Kongresse: Mobilitätswandel im Fokus
  7. Nachruf: Bernhard "Bernie" Rohloff im Alter von 73 Jahren verstorben
  8. IFW exklusiv: 3 Fragen an ... Guido Müller
  9. Kurzmeldungen
  10. Termine
Eurobike

Frankfurt wird Fahrrad-Mekka:
Eurobike mit breitem Programm

Es wird eine Messe der Superlative: Unter der Schirmherrschaft von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), dem hessischen Wirtschaftsminister Tarek al-Wazir (Bündnis 90/Die Grünen) und der Stadt Frankfurt findet vom 21.-25. Juni die diesjährige internationale Leitmesse der Fahrradwirtschaft statt. Das Business-Event an den ersten drei Tagen teilt sich auf in die Produktschau auf vier, teilweise mehrgeschossigen Messehallen plus Freigelände, diverse Konferenzen und das Fortbildungsprogramm sowie auf diverse Netzwerk-Veranstaltungen:

- Mit dem Kongress „Bike Biz Revolution“, der sich als Konferenz für Visionär*innen versteht, beginnt die Eurobike bereits am Vortag der offiziellen Messe-Eröffnung. 

- Am Abend findet dann für Gäste mit besonderer Einladung ein „Networking Dinner“ statt. 

- Zur Eröffnung der Eurobike am 21. Juni um 13 Uhr sprechen der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister, Oliver Luksic, der hessische Wirtschaftsminister Tarek al-Wazir und der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef. 

- Im Anschluss gibt es ein vierstündiges Vortrags- und Diskussionsprogramm im Rahmen der „Eurobike Convention“ zum Thema „Smarter Tomorrow“. 

- Am 22. Juni stehen bei der „Cargo Academy“ ab 14 Uhr Transporträder im Mittelpunkt. 

- An allen weiteren Tagen gibt es viele Talkrunden, Sessions und Workshops zu Businessthemen.

Die Festival-Tage sind am Wochenende 24./25. Juni für alle Fahrrad-Enthusiast*innen und Familien konzipiert mit verschiedenen Wettbewerben, BMX-Rennen und Workshops, Trial- und MTB-Shows, einer Kids Area sowie einem Fahrradflohmarkt. Das „Eurobike Career Center“ bietet eine Plattform für alle, die sich beruflich weiterbilden oder in die Fahrradbranche einsteigen wollen. In unserem Juli-Newsletter werden wir ausführlich über die Eurobike 2023 berichten. 
NRVK 2023





Politik trifft Wirtschaft:
Nationaler Radverkehrskongress in Frankfurt

Es ist sicher eine gute Entscheidung, den 8. Nationalen Radverkehrskongress 2023 (NRVK) zeitlich und örtlich mit der Eurobike-Branchenmesse zusammenzulegen. Zwar spricht der NRVK mit Planer*innen und kommunalen Vertreter*innen eine andere Zielgruppe an als die Eurobike, aber es kann nur fruchtbar sein, wenn beide enger zusammenrücken. Politik und Planer*innen kommen selten in einen Austausch mit der Fahrradwirtschaft (und umgekehrt) – in Frankfurt ergeben sich dazu jetzt gute Gelegenheiten.

Der NRVK 2023 findet vom 20.-21. Juni im Kongresshaus der Messe Frankfurt statt. Er wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) veranstaltet. Das Eröffnungsplenum mit politischer Prominenz aus Berlin, Wiesbaden und Frankfurt beginnt am ersten Kongresstag um 11 Uhr und wird auch per Live-Stream übertragen. Es folgen insgesamt 16 Fachforen, u.a. zu den Themen Infrastruktur, Sicherheit, Digitalisierung, Cargo-Bikes, Elterntaxis und Kommunikation. Weitere Side-Events von Verbänden und Initiativen ergänzen das Programm. Den Ausklang des NRVK – passend zum Spirit der Eurobike – bilden insgesamt 14 Exkursionen, die zeitgleich am Nachmittag des 21. Juni starten.

Ein Höhepunkt des Kongresses ist die „Deutscher Fahrradpreis 2023“-Verleihung an Tag 1. Dieser Preis ist eine Initiative des BMDV und der AGFS in NRW. Es werden Auszeichnungen in drei Kategorien vergeben: Fahrradfreundlichste Persönlichkeit, Infrastruktur und Service & Kommunikation. Der Zweirad-Industrie-Verband und der Verbund Service und Fahrrad stellen Preise im Wert von 19.000 € zur Verfügung.

Ein kleiner Wehrmutstropfen: Während beim letzten NRVK in Dresden der Bundesverkehrsminister aktiv vor Ort dabei war, lässt sich der Minister diesmal in Frankfurt durch seinen Parlamentarischen Staatssekretär vertreten. 

Weltweiter E-Bike-Markt

Weltweiter E-Bike-Markt:
Bis 2030 Verdoppelung der Umsätze erwartet

Zum starken Boom-Segment weltweit entwickelt sich der globale E-Bike-Markt. Eine Untersuchung des international agierenden Forschungsinstituts Inkwood Research aus Boston/USA kommt zu dem Ergebnis, dass sich der Markt von 2021 (26,51 Mrd. USD) bis 2030 mit einem erwarteten Umsatz in Höhe von 62,26 Mrd. USD mehr als verdoppelt. Für das laufende Jahr 2023 wird mit einem Umsatz von 31,95 Mrd. USD gerechnet. 

Den größten Umsatzanteil sieht das Institut dabei im asiatisch-pazifischen Raum, gefolgt von Europa vor Nordamerika. In der Studie sind nicht nur die in Deutschland vorherrschenden Pedelecs-25 erfasst, sondern E-Bikes aller Art, also auch solche mit „Gasdrehgriff“, wie E-Motorroller und E-Motorräder. Pedelecs und E-Scooter, wie wir sie in Deutschland kennen, machen jedoch rund 70% des Gesamtmarkts aus.

In der Studie, über die auch das Manager Magazin berichtete, wird betont, dass das globale Wachstum durch gezielte staatliche Förderung des Radverkehrs nochmals verstärkt wird. Als positives Beispiel hierfür gilt aktuell Frankreich.
Rose Bikes Store





Jobmotor Fahrradhandel:
Rekordverdächtige Aussichten

In vielen Branchen gilt der Onlinehandel als größte Bedrohung stationärer Fachgeschäfte – in der Fahrradbranche ist dieser Trend deutlich weniger zu beobachten. Der Marktanteil von Internetversendern von Fahrrädern lag 2022 bei nur 21%, zwei Jahre vorher waren es 22%. Zuletzt musste der Online-Anbieter Bikesale.de, eine Plattform für gebrauchte Leasing-Fahrräder – Insolvenz anmelden. Über alle Branchen musste der Onlinehandel im 1. Quartal 2023 laut Branchenverband BEVH einen Umsatzrückgang von 15% gegenüber dem vergleichbaren Quartal des Vorjahres hinnehmen.

Der stationäre Fahrradhandel wächst hingegen dynamisch. Das zeigt sich insbesondere bei den Beschäftigtenzahlen, hier steuert die Branche auf einen neuen Rekord zu. Laut Statistischem Bundesamt waren 2020 genau 38.552 Menschen im Fahrradhandel beschäftigt. Fünf Jahre zuvor waren es nur 28.426 Beschäftigte. In den Jahren 2021 und 2022 gab es mit 11,3% bzw. 7,0% einen weiteren, erheblichen Personalaufbau. Das Wachstum könnte noch größer sein, es wird allerdings durch den Fachkräftemangel gebremst. Es gibt nach Branchenangaben im Fahrradhandel rund 15.000 offene Stellen. Weitere Infos
Velosuisse

Unsere europäischen Nachbarn:
Schweiz in Konsolidierungsphase

Der Schweizer Fahrradmarkt ist traditionell ein besonderer. Dazu trägt bei, dass die Schweiz kein EU-Land ist und Im- und Exporte dadurch vergleichsweise kompliziert sind. Dennoch gehen 7% aller deutschen Fahrradexporte und 11% aller E-Bike-Exporte in die Schweiz. Fahrrad- oder E-Bike-Importe aus der Schweiz sind aber nur gering. Die bekanntesten Fahrradmarken der Schweiz sind Flyer, Stromer und BMC.

2022 wurden in der Schweiz rund 484.000 Fahrräder und E-Bikes verkauft (ohne Kinderräder), ein Rückgang um rund 2%. Aktuelles Wachstumssegment der nichtmotorisierten Fahrräder sind Gravelbikes. Auch die Nachfrage nach fast schon aus der Mode gekommenen Citybikes stieg stark an. Mehr als jedes fünfte Fahrrad ohne Motor gehörte in diese Kategorie.

Der E-Bike-Anteil am gesamten Fahrradverkauf beträgt 45% (Deutschland: 48%). Zu den Besonderheiten des Schweizer Fahrradmarktes gehört, dass es einen sehr starken und etablierten Gebrauchtrad-Markt gibt. Dieser wird in den aktuellen Statistiken nicht erfasst. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für S-Pedelecs (mit Motorunterstützung bis 45 km/h) sind in der Schweiz deutlich pragmatischer und liberaler als in Deutschland. Dies führt auch zu höheren Marktanteilen von schnellen Pedelecs als hierzulande (0,5%). In der Schweiz hingegen werden S-Pedelecs als Pendlerfahrzeuge häufig genutzt. Dort ist mehr als jedes zehnte verkaufte E-Bike eines der S-Klasse. Eine ähnliche Situation stellt sich auch in Belgien mit liberaler Gesetzgebung dar.

Eine politische Besonderheit in der Schweiz ist das „Veloweggesetz“, das am 1. Januar 2023 in Kraft trat. In diesem Gesetz auf Bundesebene werden alle Kantone verpflichtet, Fahrradwegnetze zu planen und zu verwirklichen. Es enthält zudem Qualitätsziele (zusammenhängend, direkt, sicher, homogen, attraktiv). Der Bund wird mit dem Veloweggesetz ebenfalls verpflichtet, eigene Veloanlagen in hoher Qualität zu planen und zu erstellen. Weitere Infos
polisMobility





Fachmesse und Kongresse:
Mobilitätswandel im Fokus

Neben Frankfurt (Eurobike) und München (IAA mobility im September) gehört nun auch Köln in die Reihe der Städte, die sich mit dem Thema Mobilitätswandel als Messe- und Veranstaltungsort profilieren wollen. Hier wurde vom 24.-26. Mai die Mobilitätsmesse polisMobility (Foto) auf dem Messegelände veranstaltet, gefolgt von einem Wochenend-Event direkt in der Kölner Innenstadt, um das Thema auch in die Zivilgesellschaft hinein zu tragen. Nach Angaben der Messe kamen zu allen Veranstaltungen zusammen rund 17.000 Besucher*innen.

Die polisMobility versteht sich als Dialogplattform für die verschiedensten Akteure urbaner Mobilität. Wichtige Verbände nutzten die polisMobility für eigene Veranstaltungen, so die Cargo Bike Sharing Europe und der AGFS-Kongress (470 Teilnehmende). Aber auch der Deutsche Städtetag hielt auf dem Messegelände seine 42. Hauptversammlung mit 800 Delegierten ab, auf der auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der Ministerpräsident von NRW, Hendrik Wüst (CDU) sprachen. Die Hauptversammlung verabschiedete eine „Kölner Erklärung“ mit klaren Aussagen zur Verkehrswende: „Wir wollen den Menschen den öffentlichen Raum zurückgeben. Perspektivisch darf das Auto nicht mehr den Takt vorgeben, wegen unserer Gesundheit, Lebensqualität und der Emissionen. Wir gestalten unsere Städte für die Menschen. Klimaschutz ist gemeinsamer Auftrag von Bund, Ländern und Kommunen“.

Parallel zu den erwähnten Events gab es über alle drei Tage hinweg auch noch verschiedene polisMobility-Panels, Vorträge und Workshops. Die Eröffnungs-Keynote hielt Michael Colville-Anderson aus Kopenhagen, kanadisch-dänischer Stadtplaner und Mobilitätsexperte.

Mit dem umfangreichen Programm und den vielen Kooperationspartnern mit ihren Parallelveranstaltungen, die eindeutig ein Publikum aus der Planerszene und den kommunalen Körperschaften adressierten, unterstrich die Köln-Messe ihren Anspruch, auch weiterhin zu den Mobilitätsevents in Deutschland zu gehören. Die nächste polisMobility ist für den 15.-17.5.2024 vorgesehen.
Bernhard Rohloff

Nachruf:
Bernhard "Bernie" Rohloff im Alter von 73 Jahren verstorben

Er hat die Grenzen des technisch Vorstellbaren verschoben, indem er eine Schaltungsnabe der – für damalige Verhältnisse – Superlative entwickelte und zur Marktreife führte: 1996 stellte Bernhard Rohloff (Rohloff AG) zusammen mit seiner Frau Barbara seine kompakte Speedhub 14-Gang-Nabe vor. Bernhard Rohloff studierte Maschinenbau und wuchs in Kassel auf. Seine Leidenschaft für den Radsport nahm mit einer von ihm in seiner Garage gefertigten Hochleistungs-Fahrrad-Schaltungskette „S-L-T 99“ Ende der 1980er Jahre, mit der auch Tour de France Siege erzielt wurden, Gestalt an. Seine 14-Gang-Nabe war dann ein weiterer Geniestreich und machte der damals vorherrschenden Kettenschaltung im hochwertigen Marktsegment ernsthaft Konkurrenz. Das extrem langlebige Produkt wurde im Volksmund meist die „Rohloff-Nabe“ genannt. Bernhard Rohloff war die letzten Jahre an Parkinson erkrankt. Sein Tod am 19. Mai kam unerwartet, aber er war friedlich. Bernhard Rohloff war ein herzlicher Mensch mit viel Humor, der stets die Nähe anderer Menschen gesucht und viele inspiriert hat. Die Fahrradbranche verliert mit ihm einen Visionär – vor allem jedoch einen wunderbaren Menschen.

Informationsdienst Fahrradwirtschaft exklusiv:

3 Fragen an ...

Guido Müller (Busch & Müller KG)
Guido Müller, Geschäftsführender Gesellschafter der Busch & Müller KG
IFW: Herr Müller, bis heute fertigen Sie in Ihrem Traditionsbetrieb im Sauerland Beleuchtungsprodukte. Welche Vorteile bietet für Sie „Made in Germany“ und wie schauen Sie in die Zukunft?

GM: Wir leben tatsächlich seit fast 100 Jahren als Familienunternehmen das „Made in Germany“ hier am Standort Meinerzhagen. Mit etwa 240 Mitarbeitern entwickeln und fertigen wir in Deutschland seit 1930 Fahrradbeleuchtungen. Bevorzugt wählen wir lokale oder regionale Zulieferer aus. Da die meisten unserer Wettbewerber in Fernost produzieren, sind wir sicherlich nicht die Billigsten am Markt. Dafür erheben wir für uns den Anspruch, gute und innovative Produkte nach hohem Qualitätsstandard zu erstellen, die dem Fahrradfahrer und der Fahrradfahrerin im Straßenverkehr zuverlässig helfen
Da das Fahrrad und E-Bike ein Problemlöser der Zukunft in Bezug auf CO2-freie Mobilität ist, sehen wir die mittel- bis langfristige Zukunft sehr positiv. Sowohl produktionstechnisch als auch im Produkt sind wir auf einem guten und nachhaltigen Weg.

IFW: In keinem Land der Erde gibt es so strenge Vorschriften zur Fahrradbeleuchtung wie in Deutschland. Sehen Sie darin eine bürokratische Gängelung oder eher eine positive Herausforderung?

GM: In der Tat sind die Anforderungen in Deutschland für Fahrradbeleuchtung die weltweite Benchmark für Beleuchtungshersteller. Deutschland mit seiner Gesetzgebung ist Qualitätsführer bei Fahrradlicht mit hohem Sicherheitsniveau. So ist eine Anforderung immer die ‚Nichtblendung‘ des entgegenkommenden Verkehrs, wie es beim Auto auch gefordert ist. Bei dynamobetriebener Beleuchtung hat die Herausforderung, mit den vorgegebenen 3 W Leistung so viel Licht wie möglich zu erzeugen, zu vielen innovativen Techniken geführt. Als Beispiel seien nur Standlicht, Fernlicht, Bremslicht oder Kurvenlicht genannt. Klar, manchmal behindert oder verlangsamt das enge Korsett auch Neuentwicklungen, verhindert aber auch Wildwuchs. Zum anderen haben wir gerade in der jüngeren Vergangenheit eine gewisse Aufgeschlossenheit des Gesetzgebers gegenüber neuen Techniken beobachtet.
IFW: Im Gespräch mit dem Informationsdienst Fahrradwirtschaft drückte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister Oliver Luksic seine Erwartung aus, dass sich die Fahrradindustrie mehr für die Verkehrssicherheit engagieren möge und weist dabei explizit auf die Fahrradbeleuchtung hin. Was entgegnen Sie ihm angesichts Ihres umfangreichen Angebots? 

GM: Wir nutzen beim Fahrrad und E-Bike viele neue Techniken, die Ergebnisse liefern, die weit über den gesetzlichen Anforderungen liegen. Die StVZO verlangt Scheinwerfer mit mindestens 10 Lux Helligkeit. Unsere Einstiegsscheinwerfer liegen bei 30 Lux, die Spitzenprodukte mit Fernlicht bei 300 Lux Helligkeit. Damit liegen sie schon teilweise auf dem Niveau von Autoscheinwerfern. So macht Radfahren bei Dunkelheit richtig Spaß! Sie müssen nur von den Radfahrenden auch verwendet werden.
Manchmal hinken die gesetzlichen Vorgaben der Technik aber auch hinterher. Hier würde ich den Ball gern an Herrn Luksic zurückspielen. Ein aktuelles Beispiel sind Blinker für Fahrräder. Viele Leute tun sich gerade beim Bergabfahren schwer, das Handzeichen zum Abbiegen zu geben und zugleich die Bremse zu betätigen. Sie verzichten dann beim Abbiegen meist auf das Handzeichen. Das ist richtig gefährlich.
Wir bringen dieses Jahr Blinker für E-Bikes auf den Markt. Allerdings sind sie bei normalen Pedelecs-25 nicht zulässig, obwohl sie ein deutliches Sicherheitsplus wären. Hier sollte der Gesetzgeber nachbessern.

Kurzmeldungen

Michael Adler
Kopf des Monats
Perspektivenwechsel: Michael Adler, Kommunikationsexperte und Inhaber der Agentur tippingpoints, wirbt beim Thema Klima und Verkehr für eine Abkehr vom Verzichtsdenken. Im Interview mit dem Informationsdienst Fahrradwirtschaft (IFW) betont er, wie gefährlich es sei, wenn der Eindruck entsteht, den Menschen würde etwas weggenommen und das Leben würde freudlos. Stattdessen sollten wir über den Zugewinn sprechen: „Unser Leben wird gesünder, besser, sozialer, wenn wir umsteuern“. Ein spannendes Gespräch über einen viel versprechenden Ansatz für den Weg zum Mobilitätswandel.
Tempo-30 Saarbrücken
Tempo-30 in Saarbrücken
Die saarländische Landeshauptstadt wird zum Modell: Mit dem Ziel, Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen, wird im Rahmen eines Modellprojekts im Zentrum von Saarbrücken Tempo-30 eingeführt. Die 14 Straßen befinden sich im Umfeld der Fußgängerzone sowie der bereits bestehenden Fahrradzone. Bis Ende 2023 werden die Erfahrungen auch im Hinblick auf den Verkehrsfluss ausgewertet. Weitere Infos
ZEG
Zahl des Monats
Der Händlerverbund ZEG (Köln) konnte seinen Umsatz im Geschäftsjahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 21% auf 1,45 Milliarden Euro steigern. Zur ZEG gehören mehr als 1.000 Fahrradgeschäfte in Europa, wobei der Schwerpunkt in Deutschland liegt, sowie einige Fahrradhersteller und etliche Eigenmarken. Auch für 2023 wird ein positives Wirtschaftsergebnis erwartet.
Bild des Monats
Bild des Monats: Nicht kleckern, sondern klotzen. Amsterdam hat an der Central Station (Hauptbahnhof) gleich zwei unterirdische Fahrrad-Abstellanlagen gebaut, mit insgesamt 11.000 Stellplätzen. Beide wurden Anfang 2023 eröffnet. Eine der Anlagen befindet sich komplett unter Wasser – sonst war vor Ort kein Platz mehr vorhanden. Dafür wirkt es jetzt oberirdisch um den Bahnhof herum sehr aufgeräumt, ohne wild parkende Fahrräder mehr. 

Termine

  • Der „8. Nationale Radverkehrskongress“ des Bundes findet vom 20.-21. Juni in Frankfurt statt – in zeitlicher und räumlicher Nähe zur Eurobike-Branchenmesse. Am Abend des 20. Juni werden die Gewinner des 23. Deutschen Fahrradpreises ausgezeichnet.

  • Die globale Leitmesse der Fahrradwirtschaft „Eurobike“ öffnet vom 21.-25. Juni auf dem Messegelände Frankfurt ihre Tore. Am 24. und 25. Juni gibt es Publikumstage mit einem Festivalprogramm und vielen Events.

  • Am 24. Juni findet die Jahreshauptversammlung der Deutschen Verkehrswacht (DVW) in Warnemünde statt mit den Themenschwerpunkten Tempolimit und Canabis-Grenzwert.

  • Sitzungswochen des Deutschen Bundestags finden vom 12.-16. sowie vom 19.-23. Juni und vom 3.-7. Juli statt. Die nächsten Sitzungen des Bundesrats sind am 16. Juni und 7. Juli 2023. 
  • Der nächste Newsletter Fahrradwirtschaft Insight erscheint vor der Parlamentarischen Sommerpause am 4. Juli.

Team Fahrradwirtschaft Insight

Team Fahrradwirtschaft Insight
Herausgeber des Newsletters ist Albert Herresthal. Durch seine langjährige Tätigkeit als Geschäftsführer des Verbund Service und Fahrrad (VSF e.V.) ist er mit den relevanten Köpfen aus Politik, Verwaltung und Fahrradwirtschaft bestens verbunden. Er ist für das Konzept und die inhaltliche Ausgestaltung verantwortlich.

Auch Hendrikje Lučić (Mitte) verfügt über langjährige Erfahrung in der politischen Arbeit, so war sie Leiterin des VSF-Hauptstadtbüros. Seit 2021 verantwortet sie die Politische Interessenvertretung beim Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie (BSI). Sie ist für die inhaltliche und strategische Ausgestaltung des Newsletters mitverantwortlich.

Anne Kreidel ist Fundraiserin und hat lange im Marketing und in der Öffentlichkeitsarbeit gearbeitet. Sie ist in Unternehmen, in Kultur- und Umweltorganisationen tätig, war u.a. bei Changing Cities. Im Team Fahrradwirtschaft Insight übernimmt sie die Umsetzung und den Versand des Newsletters.
Fotonachweise in der abgebildeten Reihenfolge: 1. EUROBIKE Frankfurt, 2. BMDV, 3. inkwoodresearch, 4. Rose Bikes, 5. Velosuisse, 6. polisMobility, 7. Rohloff AG, 8. Busch & Müller KG, 9. tippingpoints, 10. Stadt Saarbrücken, 11. ZEG, 12. IFW / Herresthal, 14. Teamfoto: Antonia Richter
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